Verschlüsselungstechniken

Schon nach dem Ersten Weltkrieg suchten die deutschen Militärs nach einem Ersatz für die inzwischen veralteten, umständlichen und unsicheren manuellen Verschlüsselungsverfahren, wie ÜBCHI, ABC-Chiffre und ADFGX, die bis dahin verwendet wurden. Hierfür kamen maschinelle Verfahren in Betracht, weil sie eine einfachere Handhabung und eine verbesserte kryptographische Sicherheit versprachen. Mit der Einführung der elektrischen Schreibmaschine und des Fernschreibers zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen zum Teil unabhängig voneinander und nahezu gleichzeitig mehrere Erfinder auf die Idee des Rotor-Prinzips zur Verschlüsselung von Texten. Die ersten waren 1915 in Batavia (damals Hauptstadt von Niederländisch-Ostindien, heute Jakarta, Hauptstadt von Indonesien) die beiden niederländischen Marineoffiziere Theo A. van Hengel und R.P.C. Spengler.[1] Ihnen wurde jedoch nicht gestattet, ihre Erfindung zum Patent anzumelden.[2] Der nächste war im Jahr 1917 der Amerikaner Edward Hugh Hebern (Patentanmeldung 1921). Im Jahr 1918 folgte der Deutsche Arthur Scherbius (Bild) und schließlich 1919 der Niederländer Hugo Alexander Koch und der Schwede Arvid Gerhard Damm, die alle ihre Ideen zu Rotor-Chiffriermaschinen zum Patent anmeldeten.[3][4]

Erfinder der Enigma war Arthur Scherbius (1878–1929), ein promovierter Elektroingenieur, dessen erstes Patent[5] hierzu vom 23. Februar 1918 stammt (siehe auch: Enigma-Patente). Noch im selben Jahr am 15. April[6][7] bot er seine neue Erfindung der Kaiserlichen Marine an,[2] die aber den Einsatz einer maschinellen Verschlüsselung für nicht erforderlich erachtete und ihn zurückwies.[8] Nach dem Krieg beschloss er, die Maschine für zivile Anwendungen zu vermarkten. Zur Fertigung wurde am 9. Juli 1923[9] die Chiffriermaschinen-Aktiengesellschaft (ChiMaAG) in Berlin (W 35, Steglitzer Str. 2, heute Pohlstraße in Berlin-Tiergarten) gegründet. Das erste Modell der Enigma, genannt „Die Schreibende Enigma“ (Bild), wurde kommerziell auf Messen zum Kauf angeboten, wie 1923 in Leipzig und Bern[3] und 1924 auf dem internationalen Postkongress des Weltpostvereins in Stockholm.[10]

Dies weckte das Interesse auch des deutschen Militärs, das inzwischen durch Veröffentlichungen, wie Winston Churchills „The World Crisis“[11] und Julian Corbetts „Naval Operations“,[12] von den alliierten Entzifferungserfolgen erfahren hatte. Dazu gehörte die britische Entzifferung der deutschen Marinefunksprüche, was mithilfe des durch verbündete russische Taucher vom gestrandeten Kreuzer Magdeburg geborgenen deutschen Signalbuchs (Codebuch) gelang, die französische Entzifferung von ÜBCHI, einer frühen Handschlüsselmethode des Kaiserlichen Heers, sowie deren Nachfolgerinnen, der ABC- und ABCD-Chiffre, ferner die britische Entzifferung der Zimmermann-Depesche, worauf der Kriegseintritt der USA erfolgte, und die französische Entzifferung der ADFGX- sowie ADFGVX-Chiffre, was im Radiogramme de la Victoire (deutsch „Funkspruch des Sieges“) gipfelte.

Da die deutschen Militärs eine Wiederholung dieser kryptographischen Katastrophe des Ersten Weltkriegs unbedingt vermeiden wollten, erkannten sie die neue Art der maschinellen Verschlüsselung als sicherste Lösung.[13] Im Jahr 1926 wurde die Enigma zunächst von der Reichsmarine unter dem Namen „Funkschlüssel C“, zwei Jahre später auch vom Heer versuchsweise eingesetzt und verschwand daraufhin vom zivilen Markt. Kurz nach Beginn der Serienfertigung verunglückte Scherbius im Jahr 1929 tödlich.[14] Im Jahr 1934 übernahmen Rudolf Heimsoeth und Elsbeth Rinke die ChiMaAG. Unter der neuen Firma Heimsoeth & Rinke“ (H&R)[15] setzten sie Entwicklung und Produktion der Maschine in Berlin fort. Die Zeit des Nationalsozialismus hatte bereits begonnen. Im Zuge der Aufrüstung der Wehrmacht wurde ein zuverlässiges Verschlüsselungssystem benötigt, und so stand dem Erfolg der Enigma nichts mehr im Wege.

Man schätzt, dass etwas mehr als 40.000 Maschinen hergestellt wurden.[16] Im Laufe der Zeit bis zum Kriegsende 1945 und noch darüber hinaus, so 1965 in Korea,[17] kamen viele verschiedene Modelle und Varianten der Enigma zum Einsatz. Die meistgebrauchte war die Enigma I (sprich: „Enigma eins“), die ab 1930 von der Reichswehr und später von der Wehrmacht eingesetzt wurde und die während des Zweiten Weltkriegs das auf deutscher Seite am häufigsten benutzte Maschinenschlüsselverfahren verkörperte. (Auf amerikanischer Seite war es die vom Schweden Boris Hagelin entwickelte M-209 mit etwa 140.000 Stück.)

Nach dem Krieg verkauften die Briten erbeutete Enigma-Exemplare an verschiedene Staaten in Afrika und dem nahen Osten, darunter Israel.

 

Quelle: Wikipedia

 

Heute

 

Die digitale Welt bietet natürlich viel mehr Möglichkeiten, leider aber auch in beide Richtungen betrachtet.